Was
es ist:
Die Methode der Aufstellungen generell
gewinnt Informationen über eine Problemsituation und generiert
Lösungen mithilfe der Körperwahrnehmung von Personen, die als
Stellvertreter für die Problembeteiligten im Raum aufgestellt werden.
Das Erleben der Stellvertreter in Verbindung mit dem systemischen
Hintergrundwissen und der systemischen Erfahrung des Aufstellers
stellt den Kern dieser Methode dar..
Die Methode der
Organisationsaufstellung hat sich aus dem Familienstellen
entwickelt und ist eine junge, erfahrungsorientierte und sehr effektive
Methode, Probleme im Organisations- und Arbeitskontext zu beleuchten
und zu lösen.
Der Nutzen
dieser Methode:
Die
Hintergrunddynamik eines Problems wird sichtbar, dem „Blinden Fleck"
wird entgegengewirkt. Neue Perspektiven tauchen auf. Die
Beziehungsebene wird transparent. Gerade komplexe Themen lassen sich
mit dieser Methode erfassen. Die Ergebnisse haben eine unmittelbare
Überzeugungskraft und können sich bei den Beteiligten tief verankern.
Handlungsstrategien sind direkt ableitbar.
Wie es
funktioniert:
Der Protagonist
(Probleminhaber) stellt dabei Stellvertreter, die für sein Problem
wichtig sind im Raum intuitiv und spontan auf. Die Stellvertreter sind
andere Seminarteilnehmer, die sich dafür zur Verfügung stellen. Welche
Positionen aufgestellt werden, entscheidet der Leiter der Aufstellung:
So werden z.B. nicht alle Kollegen aufgestellt, sondern ein
Repräsentant vertritt mehrere Personen. Auch abstrakte Positionen
können aufgestellt werden, z.B. „das Ziel" oder „das Geheimnis". Der
Protagonist wählt auch einen Stellvertreter für sich selbst, um von
außen auf die Aufstellung schauen zu können und einen Überblick zu
haben. Im Aufstellungsfeld selbst wäre es aus der Problematik des
blinden Flecks heraus nicht möglich, diese Informationen zu bekommen.
Die
aufgestellten Stellvertreter geben über ihre Körperwahrnehmung (z.B.
eng, heiß, kalt, zitternd, lustig, schwer) und ihre Körperimpulse (z.B.
„will am liebsten raus gehen", zu jemandem hingehen, sich hinlegen
wollen) Informationen über das Kräftefeld, das über die Aufstellung
entstanden ist. Der Leiter der Aufstellung nimmt die Aussagen der
Stellvertreter auf und macht Vorschläge zur Veränderung der Positionen.
Jede Veränderung im Raum geht mit einer zugeordneten Bedeutung einher:
Wenn eine Führungskraft beispielsweise aus dem Kreis ihrer Mitarbeiter
heraus weiter nach vorne vor die Mitarbeiter gerückt wird, so geht es
um das Thema der deutlicheren Führung. Dieser Prozess wird mit
einfachen und klaren Sätzen, die der Leiter vorschlägt und der
betroffene Repräsentant modifizieren kann, deutlich gemacht und so im
Bewusstsein des Protagonisten verankert. Häufig wird der Protagonist
wieder an die Stelle seines Stellvertreters gestellt, um selbst diese
Sätze in ritualisierter Form gegenüber der betreffenden Person
auszusprechen.
Was passiert:
Die Aufstellung
macht eine soziale Wirklichkeit offenkundig. Es handelt sich also nicht
einfach um die Projektionen eines Einzelnen, sondern die Realität von
Beziehung zwischen Menschen wird sichtbar. In der Aufstellung kann dies
zu einer vom Protagonisten nicht beabsichtigten Eigendynamik führen.
Auf diese Weise werden unterschwellige Wahrheiten sichtbar und ein
neuer Blick auf die Problemsituation wird möglich. Die Methode
ermöglicht es, eine sehr komplexe Wirklichkeit zu erfassen. Durch
das verbale und
nonverbale Verhalten der Stellvertreter erschließt sich das
Beziehungsgefüge, das diese Komplexität ausmacht.
Die Methode
selbst:
Es
können sowohl externe Systeme (Organisationen,
Abteilungen, Teams, Drehbücher, politische Zusammenhänge u.a.) als auch
interne Systeme (innere Anteile,
Symptome, Zustände und Werte, u.a.)
aufgestellt werden.
Systemaufstellungen
(oder auch systemische Strukturaufstellungen nach M. Varga v. Kibed und
I. Sparrer) laufen gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen
ab. So können z.B. bei einer Problemaufstellung
gleichzeitig die Ebenen:
>
Problemsystem,
>
Arbeitsbereich,
> familiärer
Kontext
>
psychosomatische Zustände
> Werte und
Überzeugungen
angesprochen
werden.
Deutungen werden
vermieden und Mehrdeutigkeit wird
zugelassen, damit der Aufsteller selbst seine Interpretationsebene
wählt.
Veränderung
geschieht durch Erfahrung, nicht durch
Deutung. Das Erleben des Aufstellungsprozesses, nicht die dabei gewonnene deskriptive Information, führt einer
Veränderung.
Diese Methode
unterscheidet sich von Problemskulpturen dadurch, dass ein
erfahrungsgeleitetes Basiswissen systemischer Ordnungen zugrundegelegt
wird: so z.B. das Vorrecht des zuerst Gekommenen in einem System oder
die Rangfolge bezüglich der Verantwortung, die von den Mitgliedern
eines Systems für dessen Existenz getragen wird (der
Verwaltungsdirektor hat Vorrang vor dem organisationsspezifischen
Spezialisten). Diese „Ordnungen" sind noch im Stadium der
Fortentwicklung und möglicher Veränderung, eventuell kulturspezifisch
verschieden.
Der Leiter von
Organisationsaufstellungen nimmt eine offene Haltung des Nicht-Wissens
ein, um möglichst alle Impulse des aufgestellten Kräftefelds aufnehmen
zu können. Er darf von daher kein von vornherein festgelegtes Ziel
verfolgen. Eine Aufstellung benötigt das ernsthafte Interesse des
Protagonisten.
Diese Methode
übt eine große Faszination auf alle Teilnehmer aus – sie erleben, dass
die Stellvertreter wahre und verifizierbare Dinge aussagen, über die
sie keinerlei Vorkenntnis hatten. Die Stellvertreter agieren in dem
aufgestellten Kräftefeld auf eine natürliche Weise, meist völlig anders
wie in ihrem eigenen Leben. Trotz dieses „magischen" Erscheinungsbilds
handelt es sich um eine sehr seriöse Arbeit. Wichtig ist dabei, dass
der Leiter nicht moralisiert oder „missioniert". Diese Methode lässt
sich leider dazu missbrauchen Die durch diese Methode erarbeiteten
Lösungen sind sehr plastisch und wesentlich. Man kann an ihnen nicht
vorbeigehen.
Abwandlungen der Methode:
Falls es keine
für die Ausgangssituation unbeteiligte Repräsentanten gibt, kann man
mit „Platzhaltern" (Figuren, Objekte etc.) arbeiten. Auch damit ist die
besondere Möglichkeit, die in dieser Methode liegt, praktizierbar. Für
Einzel- und Teamcoachings eignen sich solche Varianten.
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Literatur:
M. Varga v.
Kibed, Ganz im Gegenteil, Heidelberg 2000
Gunthard Weber,
Praxis der Organisationsaufstellung, Heidelberg 2000
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